Leserbrief OSIA – „Wie sieht die Schule der Zukunft aus?“

Dieser Artikel braucht eine Ergänzung – denn weder nennt er die Schüler als Mit-Akteure dieses Abends noch gibt er Antwort auf die im Titel formulierte Frage! Insofern zeigt dieser Artikel den gesellschaftlichen Blick auf unsere Bildungsinstitutionen: Die, für die dieses System angeblich ist, werden weder gehört noch gesehen und hier auch nicht erwähnt!

Eine numerische Aufzählung der möglichen Veränderungen in Schulen, wie sie die Kultusministerin gab, vermittelt dem Leser noch keinen Eindruck von dem ihnen grundsätzlich innewohnenden Transformationspotential. Dies wurde noch am ehesten in dem Satz spürbar: „Erfolgreiche Schulen lösen sich von der Kultusbürokratie und ignorieren deren Regeln.“

Wie groß der Bogen bei zukünftigen Entwicklungen geschlagen werden kann – und muss!!!! –  wurde in dem Vortrag von der Visionärin und Praktikerin  Margret Rasfeld so schlüssig ausgeführt, dass jedes nach Transformation strebende Pädagog:innenherz freudiges Herzrasen bekommen konnte. Sie gab die sehr konkrete Antwort auf die im Titel gestellte Frage. Die von ihr entwickelten Lernformate wie ‚Verantwortung‘, Herausforderung‘ und ‚FreiDay‘ geben sowohl den Lehrern als auch den Schülern eine völlig neue Rolle. Hier wird Wissen erworben (statt vermittelt) – durch eigenes Forschen und persönliche, konkrete Erfahrungen. Diese Entwicklung von  Wissen ist zukünftig gleichwertig anzusehen mit dem Zuwachs an sozialen Kompetenzen, an Handlungs- und Selbstorganisationsfähigkeit. Und die Erwachsenen begleiten und  unterstützen die Schüler in ihrem selbstgestalteten Lernprozess als Coaches. Der  Elfenbeinturm ‚Schule‘, in dem altes Wissen bislang gehütet und vermittelt wird, öffnet seine Türen, seine Bewohner lassen sich anregen von Kooperationspartnern und/oder gehen hinaus in die Gesellschaft, um mit eigenen Ideen mitzugestalten. Die Bildungsziele für nachhaltige Entwicklung bieten dabei einen entscheidenden Bezugsrahmen und bereiten die Kinder und Jugendlichen auf eine Zukunft vor, die sich keiner von uns vorstellen kann. Die z.T. filmischen Beispiele aus Projekten, die Margret Rasfeld zur Veranschaulichung zeigte, ließen keinen Zweifel daran, dass Schüler aller Altersgruppen hier tiefe Anliegen haben! Hand in Hand mit diesen Veränderungen geht eine neue Haltung des Erwachsenen. Eine Haltung, aus der heraus die Schüler nicht durch den Erwachsenen ‚gebildet‘ werden, sondern die es ermöglicht, dass die Schüler im Kontakt mit eigenen Bedürfnissen und Interessen sich als Gestalter ihrer eigenen (Lern-)Biografie erleben. So verlässt ein junger Mensch die Schule, der sich als selbstwirksam erfahren hat und die Herausforderung unserer Zeit anpacken möchte. Denn, ich vergaß zu erwähnen: Durch das Kerncurriculum der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sind die Schüler auch inhaltlich auf das Leben in unserer Gesellschaft vorbereitet.

Die Begeisterung der Schüler angesichts dieser Perspektiven, ihre Zustimmung und ihr Wunsch zur Mitarbeit in diesem gewaltigen Veränderungsprozess zeigen: Die Kinder und Jugendlichen sind bereit! Packen wirs an, brechen wir auf!

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